Die finanzielle Basis stellt den Vorstand zufrieden, Ende 2024 soll endlich ein innovatives Pilotprojekt in Höhscheid starten: Der Beamten-Wohnungsbauverein Solingen blickt auf ein gutes Geschäftsjahr zurück – und will bald seine Siedlung der Zukunft angehen.

Solingen. Was sie dort vorhaben, soll Modellcharakter haben. Deshalb überstürzt der Beamten-Wohnungsbauverein bei seinen Planungen zur Siedlung Nachtigallenweg auch nichts.

Die Genossenschaft plant das Vorgehen in Höhscheid akribisch. Denn dort will sie nicht weniger klären als die Frage: Wie leben wir in Zukunft? Zumindest im Kleinen soll die Siedlung Maßstäbe setzen. Und deshalb ist das Pilotprojekt, der Nachtigallenweg 1, auch noch nicht gestartet.

„Wir hoffen, dass wir Ende 2024 beginnen können“, erklärt Karin Spiewak-Berg. Sie führt die Geschäfte des Bauvereins. Für den konnte sie jetzt einen „sehr erfreulichen“ Geschäftsbericht 2023 vorlegen – und auf die kommenden Maßnahmen vorausblicken.

Haus der Zukunft: Was ist geplant?

Das Großprojekt Nachtigallenweg dreht schon einige Runden. Das sei kein Problem, sondern gewollt, erläutert Vorstandsmitglied Spiewak-Berg: „Es soll ein Haus der Zukunft entstehen. Dabei wollen wir das Richtige tun, ohne eine Miete zu schaffen, die sich niemand mehr leisten kann.“ Daher sei es wichtig gewesen, über viele Austausche externe wie interne Expertise zusammenzubringen.

Denn: „In der gesamten Siedlung soll es um Lebensdauer und -qualität, um Kreislauffähigkeit, Nachhaltigkeit und Biodiversität gehen. Dabei macht der Nachtigallenweg 1 den ersten Schritt und soll das Pilotprojekt für unsere weiteren Häuser in der Siedlung sein.“

Das Mikroklima soll verbessert werden

Die ursprüngliche Bebauung ist bereits abgerissen. Entstehen soll in der Baulücke ein Haus für sechs Familien in Holzbauweise. Viele Fachleute seien beteiligt, weil man Neuland betrete. Auch, was das Wohnumfeld betrifft. So soll etwa ein „Tiny Forest“, ein kleiner Wald, entstehen: Der soll das Mikroklima ebenso verbessern wie die Aufenthaltsqualität.

Dabei setzt die Genossenschaft auf Baumarten, die den veränderten Klimabedingungen Rechnung tragen. Die etwa 50 Quadratmeter sollen für die Umgebung wirken wie eine umgekehrte Hitzeinsel.

Quelle: Christian Beier

An der Entwicklung Nachtigallenweg sind viele eigene Kräfte beteiligt. Teile des Projekts hat der Bauverein in der Uni Münster vorstellen dürfen. Mit dabei: ein eigener, junger Azubi, der sich auf das Wohnen der Zukunft spezialisiert hat. Hierauf ist Spiewak-Berg besonders stolz: „Wir fördern und zertifizieren unsere eigenen Leute. Weiterbildung steht ganz oben.“

Das sorgt auch für Bindung an die Genossenschaft: Sie verfügt über 19 Handwerker in vier Gewerken, hat zwei Azubis und in den letzten zweieinhalb Jahren fünf neue „hochqualifizierte Handwerker“ gewonnen – und spürt den Fachkräftemangel so nach eigener Auskunft überhaupt nicht.

So sehen die Zahlen aus

Der Beamten-Wohnungsbauverein ist insbesondere in der Südstadt stark vertreten. In rund 200 Häusern verfügt er über 800 Wohnungen. Die 1226 Mitglieder – ein Zuwachs um 73 Personen – zahlen im Schnitt 6,50 Euro Miete pro Quadratmeter.

Investiert wurde im vergangenen Jahr etwa in den sogenannten Gutshof am Wolfsfeld. Dort und auch bei anderen Projekten, in denen etwa Eingangsportale historisch authentisch saniert wurden, sei es darum gegangen, „die Schönheit zu erhalten“.

Das gelte allgemein und auch bei energetischen Sanierungen: „Wir wollen Heizkosten optimieren, Nebenkosten reduzieren, aber dabei die Optik im Blick behalten.“

Gekostet haben die Maßnahmen 2023 über 2 Millionen Euro. Die Gesamt-Bilanzsumme lag bei rund 32 Millionen Euro. „Dabei haben wir die Eigenkapitalquote weiter erhöht“, nennt Spiewak-Berg nur eine der Kennzahlen, die dafür sprechen, „dass wir auf ganz stabilen Füßen stehen“.

Quelle: solinger-tageblatt.de – 05.07.2024 // Fotos: Christian Beier